tossi70 hat geschrieben: ↑26. Jan 2024, 19:00Teil 2 : Die Reise nach Emden
Der Zug mitsamt 150-200 Trierern machte sich auf die Reise nach Emden. Die Stimmung war eine Mischung aus Vorfreude, Nervosität, Anspannung, aber auch Optimismus.
Vor allem waren wir gespannt, was uns stimmungstechnisch in Emden erwartete. Fakt war, dass in Ostfriesland eine riesige Euphorie herrschte - immerhin war Kickers der erste Verein aus Ostfriesland, der den Sprung in die Zweitklassigkeit schaffen konnte.
Und so wurde gefachsimpelt, gesungen und natürlich floss bei sehr vielen das Bier in Strömen.
In Koblenz der erste Halt, wo wir uns lautstark bemerkbar machten. Zwar gab es viele Jahre keine sportlichen Berührungspunkte mit der in Koblenz ansässigen TuS, aber wir mussten ja kundtun, dass wir da sind und drei Wochen später hoffentlich Zweitligist sind.
Das zweite Highlight folgte am Kölner Hauptbahnhof. Wieder gingen die Fenster nach unten und aus jedem Abteil lautstarkes und euphorisches Kundtun, wer hier gerade regiert
Weiter ging die sich immer stärker drehende Euphoriespirale am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Am selben Tag spielte der Meister der Oberliga Nordrhein, Fortuna Düsseldorf, in der anderen Aufstiegsrundengruppe gegen den Westfalenmeister TuS Paderborn- Neuhaus - das heutige SC Paderborn.
Nach Aufreissen der Fenster und einem knallenden "Hurra, Hurra, die Trierer die sind da", ein kurzer Austausch mit am Bahnhof befindlichen Fortuna-Fans, wo wir uns gegenseitig Glück wünschten und vereinbarten, uns nächste Saison in der 2.Liga wiederzusehen.
Und weiter ging es gen Emden. Die Landschaft wurde flacher und das Ziel kam immer näher. In Emsland bei Meppen plötzlich Unruhe. Der Zug bremste und blieb schlussendlich stehen. Nichts ging mehr. Was war geschehen? Es stellte sich schnell heraus, dass ein Eintracht-Fan es wohl witzig fand, aus der (Bier-)Laune heraus die Notbremse zu ziehen. Und jeder weiß, dass das Ziehen dieser nicht eine zügige Weiterfahrt ermöglichen würde.
Die bislang so ausgelassene Stimmung kippte in Richtung Wut (auf den Übeltäter), Nervosität und Angst, nicht pünktlich zum Spiel zu kommen oder dieses im schlimmsten Fall sogar komplett zu verpassen.
Glücklicherweise ging es dann doch nach gut 20 Minuten weiter.
Klar war aber, es würde eng werden, pünktlich zum Anpfiff im Stadion zu sein.
Ungefähr kurz nach halb drei kamen wir endlich am Emder Hauptbahnhof an - Anpfiff war um 15.00 Uhr.
Aus dem Zug ausgestiegen, natürlich das obligatorische Hurra, Hurra und " Hiiiier kommt deeer SVE..." Und das schallte am Bahnhof - hervorragend, heute bekomme ich noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Am Bahnhofsvorplatz wurden wir von der Polizei in Empfang genommen, die richtig gut drauf waren. Lockere Stimmung, keinerlei Provokationen - genau das Gegenteil.
Einer teilte uns sogar noch mit, dass wir ja spät an wären.
Dann ging es schnellen Schrittes Richtung Stadion. Schließlich wollten wir den Anpfiff erleben.
Witzige Anekdote und Beweis für die Lockerheit der Polizei - ein Fan durfte ein kleines Stück auf dem Motorrad mit einem Polizisten mitfahren.
Schließlich sind wir endlich am Ostfrieslandstadion angekommen - zehn Minuten vor Spielbeginn. Puuuh, tiefes Durchatmen. Jetzt wollten wir aber alle schnell rein. Glücklicherweise hatten wir bereits unsere Karten im Vorverkauf erworben, sodass der Einlass auch zügig vonstatten ging.
Der Eingang direkt hinter dem Tor, wo der Gästeblock platziert war. Ein schönes Bild, als die Zugfahrer in den Block strömten, wo die Bus- und PKW angereisten Blau-Schwarz-Weißen schon auf uns warteten.
Die Mannschaften befanden sich schon in den Kabinen, wir haben es auf den letzten Drücker geschafft.
Dann machten wir (zwei Eintrachtler und ich) etwas, was heute die Ordner auf den Plan rufen würde und ein Stadionverbot zur Folge hätte. Wir betraten mit der damaligen Treuen Jungs Zaunfahne den Platz, liefen zum Mittelkreis, platzierten die Fahne dort und machten Platzbeschwörung. Geil, die Pfiffe von gut 10.000 Fans gegen uns zu hören.
Nach der Zeremonie schnell zurück in den Block gelaufen, applaudiert von den gut 400-500 Eintracht-Fans, und prompt kam ein Emden- Fan mit einer Schwenkfahne in die Nähe unseres Blockes. Damals war doch vieles entspannter und noch möglich, was heute drakonische Strafen nach sich ziehen würde.
Schließlich standen beide Mannschaften im Spielertunnel, bereit für den ersten Aufstiegsrundengipfel, BSV Kickers Emden gegen SV Eintracht Trier.
Teil 3 dann: Eintracht Trier stürmt das Ostfrieslandstadion
Ich liebe deine Kolumne jetzt schon! Vielen Dank
Früher gab es noch viele solcher Polizisten, die nah am Volk waren und Gespür für das gegenüber. Tolle Geste